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Landwirtschaft im Hohenlohekreis

im Dienstbezirk des Landratsamtes - Landwirtschaftsamt in Öhringen

  • Strukturen im Wandel  
  • Landwirtschaftliche Betriebe und ihre Flächen nach Betriebsgrößenklassen  
  • Wandel in der Flächennutzung   
  • .... und im Stall

Der Dienstbezirk des ALLB mit den Gemeinden

Im Vergleich zum Land Baden-Württemberg hat die Landwirtschaft im Hohenlohekreis bis zum heutigen Tage überdurchschnittliche Bedeutung. Trotz des starken Anstiegs der Einwohnerzahl seit Beginn der 90er Jahre ist der Kreis überwiegend ländlich geprägt: mit 140 Einwohnern/km2  liegt die Bevölkerungsdichte immer noch deutlich unter dem Landesdurchschnitt (304 Einwohner/km2; Stand 2015). Bei der Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei liegt der Anteil mit 2,74 % in 2015 deutlich darüber (Landesdurchschnitt: 1,05 %).

Wegen seiner großen Vielfalt an landwirtschaftlichen Erzeugnissen gilt der Hohenlohekreis geradezu als ein Spiegelbild der gesamten baden-württembergischen Landwirtschaft: außer Hopfen und Tabak ist alles vorhanden.

Der größte Teil der Fläche im Kreis wird bestimmt durch die sanft gewellte, sehr fruchtbare Hochebene (Hohenloher Ebene) und die steil eingeschnittenen Muschelkalktäler von Kocher, Jagst und deren Nebenflüssen. Im Süden grenzt der Keuperstufenrand mit den Ausläufern des Schwäbischen Waldes an.

Topographie

Höchster Punkt: Waldenburg: 523 m
Niedrigster Punkt: Möglingen a.K.: 171 m

Flächennutzung 2005 und 2015:

 

2005

2015

Veränderung 2005 zu 2015

 

ha

ha

ha

%

Gesamtfläche

77.675

77.676

1

0

darunter

Siedlungsfläche

9.684

10.207

523

5

Landwirtschaftsfläche

44.856

44.143

-713

-2

Waldfläche

21.738

21.896

158

1

übrige Nutzungsarten

538

513

-25

-5

Die zunehmende Ausweitung der Wohn- und Gewerbegebiete geht flächenmäßig voll zu Lasten der Landwirtschaft, und das oft auf den besten Böden. Allein in den letzten 10 Jahren gingen dadurch über 700 ha landwirtschaftlicher Fläche verloren.

Bei einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 38 ha LF (2016) bedeutet dies die Aufgabe von knapp 2 Betrieben/Jahr. Tatsächlich haben in der Vergangenheit aber jährlich weitaus mehr Betriebe ihre Hoftore endgültig geschlossen. Welch ein gigantischer Abbau von Arbeitsplätzen, der ohne Furore ablief! Die freiwerdende Fläche wanderte zu den verbleibenden Betrieben: gab es nach dem Krieg im Kreisgebiet noch über 7000 landwirtschaftliche Betriebe, waren es 1979 - also 30 Jahre später - noch 3.600, die zusammen knapp 44.000 ha LF bewirtschafteten. 2010 lag deren Zahl mit 1.229 Betrieben abermals 66 % niedriger. Der Mitte der 70er Jahre bereits am Ende gesehene Strukturwandel hat sich damit in den vergangenen 20 Jahren mit hohem Tempo fortgesetzt. Heute bewirtschaften 277 Betriebe 50 ha LF und mehr. Nicht nur ihre Zahl nimmt ständig zu, sondern die Wachstumsschwelle insgesamt bewegt sich mit Vehemenz auf diese Größenordnung zu.

Parallel dazu sank der traditionell hohe Anteil von Haupterwerbsbetrieben wegen der für viele Betriebe nicht mehr ausreichenden Einkommensmöglichkeiten sehr stark ab und lag 2010 mit 39,5 % nur noch unwesentlich über dem Landesmittel (37,5 %).


          
Abb.1: Anzahl der Betriebe nach Betriebsgröße Abb.2: Anzahl der Haupt- und Neben-erwerbsbetriebe nach Betriebsgröße

Die günstigen natürlichen Voraussetzungen im Hohenlohischen fördern die ackerbauliche Nutzung, auf die 73,8 % der landwirtschaftlichen Flächen entfallen, ebenso wie auch den Anbau von Wein, Obst und Gemüse.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen 2010 und 2016

Hauptnutzungsarten

2010

2016

 

ha

in %

ha

in %

LF

41.225

100

41.838

100

Ackerland

30.557

74,1

30.879

73,8

Dauergrünland

9.049

22,0

9.267

22,1

Obstanlagen

761

1,8

796

1,9

Reben

751

1,8

801

1,9

Die Nutzung des Ackerlandes wird zu knapp zwei Dritteln vom Getreideanbau bestimmt. Der Anbau von Zuckerrüben konnte in den letzten Jahrzehnten zwar ausgeweitet werden, wurde seit der Jahrtausendwende aber immer weiter reduziert. Der Kartoffelanbau - früher wichtigste Hackfrucht - war in den letzten Jahren nahezu zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. 2016 erlebte der Kartzoffelanbau jedoch wieder einen Aufschwung. Silomais als energiereicher Futterlieferant wurde in den vergangen 30 Jahren in leicht schwankendem, aber insgesamt recht konstantem Umfang angebaut. Ähnlich schwankend verhält sich die Anbaufläche von Winterraps als Hackfruchtersatz in der Fruchtfolge seit Anfang der 90er Jahre. Im gleichen Zeitraum spiegelt der steile Anstieg der Bracheflächen die Auswirkungen der EU-Agrarreform mit der Verpflichtung zur Stilllegung wieder. Ein Teil dieser Flächen dient der vertraglich abgesicherten Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen (überwiegend Raps) zum Zweck der industriellen Verarbeitung. Der Feldgemüseanbau mit der Erzeugung von Gemüse, Spargel, Erdbeeren, Blumen und Zierpflanzen gewann bis 1999 erheblich an Bedeutung. Mit einer Anbaufläche von etwa 450 ha war 2016 nach einem kurzen Einbruch bis 2003 wiederum eine Flächenausdehnung zu verzeichnen.

Anbauentwicklung einiger ausgewählter Kulturen

Jahr

Winterweizen

Kartoffeln

Zuckerrüben

Silomais

Winterraps

in Hektar

1999

8.170

84

1.945

2.338

2.774

2003

8.289

77

1.834

2.235

2.648

2007

9.635

52

1.764

2.210

3.082

2010

10.104

29

1.543

2.777

3.031

2016

10.005

110

1.560

3.799

1.956

Im Bereich der tierischen Erzeugung ist die Entwicklung gekennzeichnet durch einen ständigen Rückgang der Milchviehhaltung, die sich bereits in den 60er- und 70er Jahren andeutete, mit Beginn der Milchkontingentierung Mitte der 80er Jahre aber deutlich beschleunigte. Auch 2016 zeigten sich die Milchkuhbestände mit 7.103 Tieren weiter rückläufig. In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl mehr als halbiert. Ziel in der Beratung ist es, ein flächendeckendes Netz leistungs- und wettbewerbsfähiger Milchviehbetriebe mit Boxenlaufställen zu erhalten bzw. aufzubauen. Neben der Sicherung von Arbeitsplätzen und der Schaffung tierfreundlicher Stallungen soll damit in Zukunft vor allem auch die Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden gewährleistet werden.

Bis 1999 stärkte Hohenlohe seine Position als Schwerpunkt der Ferkelerzeugung. Die Zahl der Zuchtsauen stieg dabei auf 34.000 Tiere an, seither werden die Bestände jedoch immer kleiner. 2016 wurden noch rund 15.000 Zuchtsauen im Landkreis gezählt. Lediglich die Mastschweinehaltung erfuhr bis 2007 eine starke Ausdehnung, ist inzwischen jedoch auch rückläufig.

Die Legehennenhaltung sowie die Puten- und Kaninchenhaltung sind typische Produktionszweige der Veredelung, welche sich besonders für flächenknappe Betriebe im Hohelohekreis anbieten.

Die fast chronische Flächenknappheit der Hohenloher Familienbetriebe birgt einige Probleme. Das sehr hohe Pachtpreisniveau bremst oftmals eine sinnvolle Aufstockung und verursacht zusätzliche Kosten der Produktion.

Im Hinblick auf die Gülleausbringung ist im Dienstbezirk insgesamt eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung gewährleistet, weitere Aufstockungsmöglichkeiten sind vorhanden.

Entwicklung der Tierhaltung 1979 - 2016

Rinder
  insgesamt  

 Milchkühe 

 Zuchtsauen 

 Mastschweine   ab 50 kg

 Pferde 

 Schafe 

 1979

50.284

17.465

26.923

478

2.406

 1999

28.491

9.656

34.070

40.930

889

6.191

 2003

24.722

8.346

31.327

47.603

952

6.187

 2007

22.096

7.498

29.758

48.368

917

5.129

 20101)

22.985

7.569

24.236

715

6.146

  20161) 

21.725

7.103

15.131

 

687

4.598

1) geänderte Erfassungsgrenzen: Landwirtschaftliche Betriebe mit 5 ha und mehr landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) oder Erzeugungsheinheiten                                                     

In allen Bereichen der Tierhaltung schreitet die betriebliche Konzentration weiter voran. Der Trend geht zu zunehmend größeren Bestandseinheiten: So stehen bereits 72 % der Milchkühe in Beständen mit 30 und mehr Tieren und 95 % der Zuchtsauen in Beständen mit über 50 Tieren.

Trotz der gewaltigen Steigerung der Produktivität und eines Beitrags der Landwirtschaft zur Gesamt-Bruttowertschöpfung im Hohenlohekreis von 4,3 Mrd. € (2014) hat der Strukturwandel in der Landwirtschaft sein Ende noch nicht erreicht. Auch zukünftig werden Betriebe aus der Produktion ausscheiden. In der Regel ist dies die Basis für das Wachstum der verbleibenden Betriebe und damit für eine Ausdehnung der Produktions- und Einkommenskapazitäten. Es ist zu hoffen, dass sich dieser Strukturwandel auch in Zukunft sozial verträglich vollziehen und die Landwirtschaft als wichtiger Wirtschaftszweig und Gestalterin unserer Landschaft ihre Aufgaben zum Wohl der Gesellschaft wahrnehmen kann.

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